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26.06.2019

Überhitzung von Landschildkröten

Liebe Schildkrötenfreunde,

ein wichtiges Thema bei den derzeit vorherrschenden Temperaturen ist die Überhitzung von Landschildkröten.
Ein nicht zu unterschätzendes Risiko, welches bei Geringschätzung schnell zur großen Gefahr und zum Tod von Schildkröten führen kann.

Landschildkröten sind wechselwarm (poikilotherm) und somit von ihrer Umgebungstemperatur abhängig. In den Sommermonaten wird die Umgebungstemperatur eklatant durch die Intensität und der Sonne und dem Sonnenstand beeinflusst.
Die richtige Umgebungstemperatur ist für die Gesundheit und das Wohlbefinden der Tiere entscheidend.

Landschildkröten sind partielle Sonnenanbeter.
Sie nutzen die Sonne sehr gezielt in den frühen Morgenstunden um Vitamin D3 (Kalzium) zu synthetisieren und den Stoffwechsel auf die erforderliche Vorzugstemperatur zu bringen.
Die Vorzugstemperatur liegt im Bereich zwischen 25 °C und 35 °C.

Für diesen Vorgang sitzen die Landschildkröten im richtigen Winkel zur Sonne, alle Gliedmaßen und den Kopf weit von sich gestreckt in der Sonne. Durch die Haut wird das Sonnenlicht aufgenommen und vom Körper in Vitamin D umgewandelt.
Der Prozess wird nach Möglichkeit täglich wiederholt.
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Sobald die Vorzugstemperatur von 25 – 35°C erreicht ist, verlassen sie Ihre Sonnenplätze und beginnen den Alltag wie:
  • Futtersuche
  • Verdauungsvorgänge werden angeregt
  • Paarung
  • suche nach geeigneten Eiablagemöglichkeiten
  • Eiablage
  • Balzverhalten
  • Verteidigung des Reviers
  • aufsuchen von Höhlen, Hütten, Schattenpflanzen
  • Im Hochsommer sind die Schildkröten bereits in den frühen Morgenstunden und statt nachmittags eher am frühen Abend unterwegs.
  • Etliche Arten halten eine Sommerruhe (Ästivation). Auch Europäische Landschildkröten ziehen sich bei großer Hitze über einen gewissen Zeitraum zurück.
  • Im späteren Jahresverlauf wenn die Tage kürzer und kühler werden, also ab August beginnt die Suche nach einem geeigneten Platz für das Winterquartier.
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Sind oben genannte tägliche Ziele erreicht, ziehen sich die Landschildkröten in den Schatten zurück.

Liegt eine eine Schildkröte länger als 30 – 40 Minuten in der direkten Sonne bei einer Umgebungstemperaturen über 30 °C ist das ein Zeichen, dass ein gesundheitliches Problem vorliegt.
Dann ist es Zeit einen Tierarzt zu konsultieren.

Liegt eine Schildkröte, aus welchem Grund auch immer, auf dem Rücken, ist die Gefahr für das Tier enorm groß sowohl an Überhitzung als auch an Stress zu sterben.
Auch das Eigengewicht, welches auf die an der Wirbelsäule befindlichen Lungenflügel drückt, führt in kurzer Zeit zum Ableben der Tiere.

Schildkröten benötigen immer und täglich frisches Wasser. Im Habitat versorgen sich die Landschildkröten ebenso mit Wasser durch durch Bachläufe, Quellen, und Uferregionen. Morgentau oder Regen, der von den Blättern und Gräsern aufgenommen wird ist ebenso kostbar und hilfreich.

Gelegentlich höre ich, dass Halter keine Wasserschalen aufstellen, da sie die Schildkröten nicht trinken sehen. Das ist natürlich unsinnig, denn man darf der Schildkröte keine lebensnotwendigen Grundbedürfnisse entziehen.
Außerdem:
  1. Sitzt der Halter nicht den ganzen Tag am Gehege.
  2. Nimmt die Schildkröte über den Panzer und die Kloake zusätzlich Wasser auf
    wir sehen es nicht immer wenn Schildkröten durch Tropfen auf Pflanzen, Steinen oder Rinden ebenfalls den Wasserbedarf decken.
  3. Ist es keinesfalls ausreichend, wenn nur die Futterpflanze Flüssigkeit enthält.
  4. Nicht nur kalte und zugige Fußböden, auch das Vorenthalten von Wasser führt bei Landschildkröten zu großen Nierenleiden.
  5. Häufig ist zu sehen, dass die Schildkröte einen Sommerregen dazu nutzt intensiv Wasser aufzunehmen. Dann sind sie sogar rege unterwegs.
Woran erkennt man die Überhitzung bei Landschildkröten?
Leider kommt es immer wieder vor, dass Landschildkröten nicht nur Wasser vorenthalten wird, sondern dass die Struktur, Größe und das Gehege als solches so angelegt ist, dass die Schildkröten bei zu großer Hitze keine Rückzugsmöglichkeiten haben.
  • Nicht vorhandene Klimazonen machen es einer Schildkröte unmöglich den Körper abzukühlen.
  • Wird die Vorzugstemperatur von 35 °C überschritten, beginnt der Körper zu kollabieren.
  • Der Organismus ist nicht mehr in der Lage eigenständig für einen Temperaturausgleich zu sorgen.
  • Eine Landschildkröte kann die Wärme nicht durch schwitzen, hecheln o.ä. regulieren und aus dem Körper ableiten.
  • Eine Schildkröte kann am Hitzschlag sterben. Das ist ein sehr qualvoller Tod.
  • Anzeichen für die Überhitzung ist Apathie, liegen an einer Stelle, u.U. aufgerissenes Maul und Schaumbildung im Maul.
Erste Hilfe wenn die Schildkröte überhitzt ist?
Das wichtigste ist Ruhe zu bewahren und sehr wohl zu überlegen, dass radikale Maßnahmen keinesfalls helfen, eher zur Verschlechterung des Allgemeinzustandes führen.
  • Die Schildkröte muss in den Schatten gebracht werden.
  • Aber keinesfalls in einen Raum überführt werden, der so kühl ist, dass der Organismus aufgrund des Temperatursturzes versagt.
  • Ein feuchtes Tuch auf den Körper des Tieres legen.
  • Wasser anbieten.
  • Erst nach ca. 10 Minuten in lauwarmes Wasser nicht zu kaltes Wasser setzen.
  • Maximale Höhe bis bis maximale Oberkante Bauchpanzer, sodass die Schildkröte nicht Angst haben muss zu ertrinken.
  • Der Kopf muss immer über dem Wasserspiegel sein.
  • Keinesfalls hin und her tragen.
  • Die folgenden Tage das Verhalten der Schildkröte beobachten.
Schnellst möglich einen Reptilien erfahrenen Tierarzt aufsuchen.

Vorbeugende Maßnahmen
  • Mehrere Wasserschalen an unterschiedlichen Stellen im Gehege aufstellen.
  • Auch die unterlegeneren Schildkröten müssen zu jeder Zeit an geeignete Wasserschalen kommen können.
  • Diese mindestens 2 x pro Tag auf Füllstand und Sauberkeit kontrollieren.
  • Die Schale muss so beschaffen sein, dass kleine Schildkröten nicht ertrinken und große Schildkröten ausreichende Mengen an Wasser aufnehmen können.
  • Schildkröten leben im Mikrokosmos. An einer Stelle kann der Sonnenbereich durchaus 35 °C und mehr aufweisen, an einer anderen Stelle kaum 23 Meter weiter sollte der Boden jedoch deutlich kühler, also 5 – 10 °C weniger als die Umgebungstemperatur betragen (siehe folgende Fotos).
  • Das Gehege muss somit über unterschiedliche Temperaturzonen verfügen.
  • Erreichbar durch Hütten und Höhlen, Schattenpflanzen und Verstecke.
    Geeignete Schattenpflanzen auch zu finden unter Gehege- und Futterpflanzen.
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  • Ideal sind selbst gebaute Höhlen mit Naturboden, die den Tieren die Möglichkeit bieten, weit ins Höhleninnere vorzudringen.
  • Bei Bedarf kann sich die Schildkröte in die Erde eingraben. Eine Höhle schützt die Landschildkröten natürlich auch gegen Fressfeinde.
  • Die selbstgebauten Höhlen sind in der Auffangstation sehr einfach durch Ziegelsteine (Seiten- und Rückwand) und einer Terassenplatte als Dach konstruiert (siehe Foto).
  • In aller Regel sind die Höhlen mind. 30 – 40 cm tief.
  • Ein umgedrehter Blumentopf oder eine Kiste erfüllt den Zweck zur Isolation und Thermoregulierung keinesfalls und ist somit nicht ausreichend.
  • Ein Frühbeet alleine ist niemals ausreichend für die Haltung von Landschildkröten.
  • Temperaturen bis zu 5060 °C im Frühbeet oder Gewächshaus sind an Tagen mit einer Außentemperatur über 30 °C keine Seltenheit.
  • Es muss immer die Möglichkeit gegeben sein, bei Hitze vom Frühbeet aus in ein angrenzendes Außengehege zu gelangen.
Newsletter 12-19-04
  • Schildkröten müssen sich eingraben können um dadurch nicht nur Schutz vor Kälte zu suchen, sondern auch der Hitze auszuweichen zu können.
  • Jungtiere oder kleinbleibende Arten werden gelegentlich einfach in einer Plastikwanne an eine sonnenexponierten Stelle im Garten platziert. Leider ohne Schutz vor Hitze und Kälte.
  • Da nach ein paar Zentimeter Erde der Boden der Wann erreicht ist, können sich die Schildkröten nicht selber eingraben. Somit sind diese Unterbringungsvarianten nicht geeignet.
  • Manche Jungtiere werden aber auch in Gewächshäusern auf der Ablage für Pflanzkästen gehalten. Das hat natürlich ebenfalls fatale Folgen.
  • Nicht nur die Haltung ausschließlich im Gewächshaus ist fahrlässig. Die Ablagen sind meist in einer Höhe von ca. 1,30 Meter angebracht. Das ist natürlich zur kühleren Jahreszeit eine Alternative, da die Wärme nach oben steigt und die Jungtiere davon profitieren. Im Sommer allerdings kann diese Hitze zur lebensbedrohlichen Falle werden.
    Das sind keine tiergerechten Haltungsformen.
Temperaturmessungen
Nachfolgend einige Beispiele von Dienstag, dem 25.06.2019 (nachmittags 15.00 Uhr) in einem Schildkrötengehege der Auffangstation in Stuttgart.
Die Aussentemperatur betrug in Stuttgart an diesem Tag 34 °C in der Sonne.
Die Temperaturmessungen wurden an unterschiedlichen Stellen im Umkreis von mehreren Quadratmetern durchgeführt.

Um eine genaue Temperatur zu erhalten, lag das Thermometer an den Messstellen ca. 10 Minuten.
Temperatur auf der Gehegeumrandung Südseite
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Temperatur im Gehege Südseite hinter der Gehegeumrandung (vor der Höhle)
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Temperatur im Inneren der Höhle
Erstaunlich ist nicht nur der enorme Temperaturunterschied. Auch die Luftfeuchtigkeit im Inneren einer Höhle ist deutlich höher.
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Temperatur im Inneren des Gewächshauses der Pantherschildkröten
Newsletter 12-19-08
Auch die Wassertemperatur in den Badeschalen betrug 34 °C.
Im Sommer können inzwischen diese Temperaturen in Deutschland noch übertroffen werden.

Einladung Schildkrötenstammtisch

In Kürze ist es wieder soweit.
Am Freitag, den 5. Juli findet wie gewohnt um 20.00 Uhr im PS Theaterrestaurant am Stuttgarter Pragsattel unser regelmäßiger Stammtisch für Schildkröten statt.
Alle Infos auf unserer Homepage unter Termine.

Halter unterschiedlicher Arten gepaart mit viel oder auch weniger Erfahrung und jeder Menge Gesprächsbedarf treffen sich in entspannter Atmosphäre im Restaurant am Stuttgarter Theaterhaus.
Leckeres Essen, tolle Gespräche und viel Spaß sorgen für einen tollen Abend.

Kommen Sie einfach einmal dazu. Es wird Ihnen gefallen.
Ich freue mich auf Sie!

Geparkt wird im angrenzenden Parkhaus.

Bitte bis 2. Juli Bescheid geben, damit ich entsprechend Plätze reservieren kann.

Beste Grüße
Christin Kern

Auffangstation für Landschildkröten Stuttgart

Termine

Termine
Wir haben für Sie eine Seite mit Terminen und Veranstaltungen eingerichtet.

Dort informieren wir Sie über alle uns bekannten Termine rund um das große Thema Landschildkröten.

Unterstützung


Die Auffangstation ist kein eingetragener Verein und wird ausschließlich privat geführt und privat finanziert.
Wenn Sie gute Erfahrungen mit der Auffangstation gemacht haben oder auch Ihnen die Schildkröten am Herzen liegen, freuen wir uns sehr, wenn Sie uns bei unserer Arbeit unterstützen. Vielen Dank!

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