Haltungsanforderungen

„Man liebt nur was man kennt, und man schützt nur was man liebt.“
(Prof. Konrad  Lorenz, Verhaltensforscher)

Allgemeines

Landschildkröten nehmen im Tierschutz eine Sonderrolle ein. Einerseits weil Sie wechselwarm sind, anderseits aufgrund ihres erreichbar hohen Alters, welches 80 Jahre und mehr überschreiten kann.

Man sieht Schildkröten wegen des gesund erscheinenden Panzers, der unzureichenden Mimik, sowie für den Menschen nicht wahrnehmbare Schmerzlautäußerung ihren tatsächlichen Gesundheitszustand nicht an.

Auch nach Jahrzehnten falscher Haltung zeigen Schildkröten kaum äußerliche Veränderungen.

Landschildkröten sind Wildtiere und keine Kuscheltiere!

Haltungsanforderungen für Landschildkröten

  • Während der Sommermonate (April bis Ende November) müssen Landschildkröten in einem Außengehege im Garten leben.
  • Schildkröten wollen nicht herumgetragen, sondern beobachtet werden
  • Landschildkröten sollten niemals mit Hasen, Meerschweinchen….. gehalten werden. Diese nagen am Panzer.
  • Für Hunde ist das Gehege absolut tabu.

Gehegegröße

  • Landschildkröten betrachten ihr Gehege als ihr Revier und möchten auch nur dort leben. Jedesmal wenn sie in die Hand genommen wird, ist es als würde sie durch einen Fressfeind weggetragen werden. Das kann sich nachhaltig auf die Gesundheit auswirken.
  • Es liegt am Halter, das Revier entsprechend artgerecht einzurichten und zu gestalten.
  • Landschildkröten benötigen um Rachitis und andere schwerwiegenden Krankheiten vorzubeugen, die sonnenreichste Stelle im Garten.
  • Im natürlichen Lebensraum  betrachten Landschildkröten einige hundert Quadratmeter bis Kilometer Fläche als ihr Revier.
  • Hier suchen Sie nach Futterpflanzen, Schutzpflanzen, Schlafplätze und/oder einen Partner.
  • Weibchen benötigen einen geeigneten Eiablageplatz.
  • Ein Gehege für Jungtiere wächst mit. Es ist mit einem Schutz (Netz…) gegen Freßfeinde zu sichern.
  • Die Mindestgröße für ein Außengehege sollte bei einer Griechischen-, Russischen- und Maurischen Landschildkröten mindestens 8 qm betragen. Je weiteres Tier mindestens 4-5 qm mehr.
  • Breitrandschildkröten (die größten Landschildkröten Europas) benötigen mind.15qm. Je weiteres Tier 6-8qm mehr.
  • Das Gehege darf natürlich gerne auch größer sein.
  • Mehr Infos hier: Planung und Bau eines Außengeheges

Schildkröten sind keine Spielzeuge.

Wärme und Licht

  • Da wechselwarm ist die Landschildkröte von Ihrer Umgebungstemperatur abhängig.
  • Unsere Sommer sind trotz der Sommerhitze, zu kalt ,zu feucht und zu kurz.
  • Die Übergangszeiten sind in Deutschland deutlich kühler und feuchter als in den Herkunftsländer.
  • Ein UV-durchlässiges und wärmeisolierendes Frühbeet ist bei der Haltung von Landschildkröten in Deutschland unerläßlich.
  • Ist das Frühbeet so gestaltet, dass sich die Tiere auch im Winter bis auf 80 cm tief eingraben können, ist gegen eine ganzjährigen Haltung im Außengehege nichts einzuwenden.
  • Wärme und Licht im Frühbeet durch Strom begünstigen diese Haltung.

Gehegeumrandung und Einrichtung

  • Die Gehegeumrandung darf weder durchsichtig, noch überwindbar sein.
  • Die Kletterfreude von Landschildkröten, egal welchen Alters darf man keinesfalls unterschätzen.
  • Das Gehege sollte sich auf der Südseite eines Gartens befinden.
  • Je nach Art ist eine Gehegeumrandung von mind. 30 bis 45 cm erforderlich.
  • Weibchen sind sehr gefragt. Nicht nur Auffangstationen haben einen Überhang an Männchen. Aus diesem Grund werden Weibchen nur in Verbindung mit einem Männchen abgegeben.
  • Die Gehegeeinrichtung sollte so strukturiert sein, dass sich darin unterschiedliche Klimazonen befinden.
  • Einerseits Sonnenareale, die es der Schildkröte ermöglichen, ihre Vorzugstemperatur zu erreichen und das für sie lebensnotwendige Vitamin D3 zu synthetisieren.
  • Andererseits muss es Möglichkeiten geben, kühle und feuchte Stellen wie Höhlen, Unterschlupfe usw. aufzusuchen.
  • Gehege sollten keinesfalls nur aus feuchtem und kühlen Gras, sondern aus unterschiedlichen Bodengründen wie Kies, Lehm Sandgemisch, Pinienrinde  sowie Trockenbereiche usw. bestehen.
  • Selbst an heißen Sommertagen ist Rasen ist kalt und feucht.
  • Versteck- und Futterpflanzen sind notwendig. Kleine Sträucher und Steine, Höhlen, Rinden, unterschiedliche Höhen geben dem Gehege eine Struktur.
  • Eine Landschildkröte sucht gerne Schutz (nicht nur vor Fressfeinden wie Marder, Ratten, Mäuse, Elstern, Krähen, Bussarde, Waschbären……).
  • Die Schildkröten fühlen sich sicher und wohl und durchstreifen das gesamte Gehege.
  • Kein Golfplatzfeeling
  • Struktur benötigen Landschildkröten, aber auch um anderen Schildkröten aus dem Weg zu gehen.

Besatz

  • Bei der Vergesellschaftung muss der Besatz stimmen.
  • Landschildkröten können ohne Probleme alleine leben.
  • Gemischte Geschlechter Gruppen sind möglich, aber nur in der richtigen Konstellation.
  • Das Balz- und Revierverhalten von Männchen ist sehr stark ausgeprägt.
  • Ein Männchen sollte mit mind. 2 eher 3 Weibchen vergesellschaftet werden.
  • Ist das Verhältnis nicht richtig, oder ein Männchen zu dominant, muss es von der Gruppe in ein extra Gehege versetzt werden.
  • Nicht nur auf Zeit, sondern für immer.
  • Ansonsten ist das Leben der Weibchen enorm stressig und führt oftmals frühzeitig zum Tod des Tieres.
  • Weibchen sind ebenso revierbildend. Das zeigt sich nicht nur bei der Eiablage.
  • Unterlegene Tiere müssen immer und zu jeder Zeit problemlos an Wasser, Futter und Verstecke gelangen können.
  • Weibchen sind sehr gefragt.
  • Nicht nur Auffangstationen haben einen Überhang an männlichen Landschildkröten.
  • Daher werden Weibchen nicht einzeln, sondern nur in Gruppen mit einem Männchen abgegeben.

Ernährung

  • Artgerechte und rohfaserreiche Ernährung ist ein für jede Landschildkröte ein „MUSS“.
  • Kein Salat, Obst, Gemüse oder Hundefutter …
  • Gefüttert werden frische und getrocknete Wildkräuterfutter.
  • Dazu gehören Kräuter wie
  • Wegwarte
  • Wiesen-Pippau
  • Berufskraut
  • Brenn-, und Taubnesseln
  • Mohngewächse
  • Vogelmiere
  • Habichtskraut
  • Nachtkerze
  • Schafgarbe
  • Flockenblume
  • Kapuzinerkresse
  • Kohl/Gänsedistel
  • Marien/Eselsdistel
  • Storchschnabel
  • Glockenblume
  • Wicken – Winden
  • Frauenmantel
  • Malven
  • Kletten
  • Spitz- und Breitwegerich
  • Löwenzahn
  • Klee
  • Außerdem Mineralien durch Muschelgrit, Sepia und Algenkalk.
  • Heu und Wasser sind stets verfügbar zu machen.
  • Mehr Infos dazu: Ernährung von Landschildkröten

Winterstarre

  • Die lebenserhaltende und gesundheitsfördernde Winterstarre muss bei Europäischen- und Russischen Landschildkröten durchgeführt werden.
  • Jungtiere ab dem Schlupf halten ebenso wie Weibchen eine Starre.
  • Es ist die wichtigste und regenreichste Zeit im Jahr.
  • Diese futterlose Zeit dient nicht nur der Regeneration, auch das Wachstum wird gehemmt.
  • Die Vorbereitung beginnt bereits im Sommer und wird mit viel Bedacht durch die Landschildkröten selbst eingeleitet.
  • Mehr Infos dazu: Vorbereitung und Durchführung der Winterstarre

Arten aus Afrika, Südamerika und Asien

  • Afrikanische-, Südamerikanische-, und Asiatische Landschildkröten halten aufgrund ihrer Herkunft keine Winterstarre.
  • Sie benötigen ein Winterquartier, welches groß genug (häufig Raumgröße) ist.
  • Landschildkrötenarten aus Afrika wie die Spornschildkröte (Centrochelys sulcata) und auch andere Arten aus Südamerika und Asien können eine Größe erreichen, die es uns unmöglich macht, diese Tiere zu tragen.
  • Das Winterquartier muss für die Landschildkröte dann fussläufig erreichbar sein.
  • Man muss für die dementsprechende Temperatur, (punktuell 35-40°C)  Luftfeuchte ( bis 90%) und für die notwendige UV-Beleuchtung sorgen.
  • Der Boden muss trittfest sein. Großwerdende Arten dürfen nicht rutschen, sondern  müssen sich problemlos fortbewegen können
  • Unterschiedliche Klimazonen durch Pflanzen, Höhlen, Sonnenareale aber auch kühlere und feuchtere Bereiche müssen geschaffen werden.
  • Meist erfordert das den individuellen Eigenbau eines Innengeheges im Haus.
  • Die Futterversorgung durch hochwertiges Futter muss auch in den Wintermonaten gewährleistet sein.

Gesundheit

  • Der Landschildkröte ist ihr Gesundheitszustand kaum anzusehen.
  • Aus dem Grund ist es notwendig, nicht erst für den Ernstfall einen Reptilienfacharzt zu suchen.
  • Auf dieser Liste findet man Tierärzte in der BRD und weiteren Ländern findet:
  • AG ARK: https://ag-ark-1.jimdosite.com/tierarztliste/
  • Um gesund durch die Winterstarre zu kommen, sollten Landschildkröten regelmäßig auf Endoparasiten kontrolliert werden. Dies geschieht mittels einer Kotprobe die der Reptilienfacharzt untersucht und entsprechend handelt.
  • http://tierarztpraxis-voehringen.de
  • Das geschieht für alle Winterstarre haltende Arten im Hochsommer Juli-August.
  • Für alle anderen Arten ebenso im Hochsommer, bei Verdacht zusätzlich unter dem Jahr.

SCHILDKRöTEN STERBEN EINEN JAHRZEHNTELANGEN TOD!

Urlaub oder Krankheit

  • Können Sie Ihre Schildkröte auch bei Krankheit/Urlaub unterbringen?
  • Die Station bietet eine Urlaubsservice. Sprechen Sie uns an. info@landschildkroeten-stuttgart.de
  • Rechtzeitig darüber nachdenken, wer die Schildkröten in Krankheitsfällen betreut.

Bei Vermittlung in einen bestehenden Bestand

  • Es werden Schildkröten nur an Halter vermittelt, deren eigene Schildkröten frei von Endoparasiten  sind und dieses auch durch eine Tierärztliche Bestätigung nachweisen können.
  • Ein Herpestest (ausschließlich Bluttest) ist ebenso erforderlich
  • Eine Vergesellschaftung unterschiedliche Arten, bzw. verschiedene Arten unterschiedlicher Kontinente und Habitatansprüche gemeinsam zu pflegen wird nicht unterstützt.
  • Ist bereits eine Schildkröte vorhanden, erfolgt eine Übergabe einer Landschildkröte aus der Auffangstation ausschließlich in einen nachweislich „gesunden Tierbestand“.

Haben Sie Fragen?

Gerne unter info@landschildkroeten-stuttgart.de